Wie gut ist die Internet-Versorgung in Bad Tölz tatsächlich?
In Bad Tölz gibt es zwei Unternehmen, die ein eigenes kabelgebundenes Netz für Endkunden betreiben: Telekom Deutschland sowie Vodafone (ehem. Kabel Deutschland). Die Telekom ist flächendeckend aktiv und bietet derzeit technologiebedingt sehr unterschiedliche Bandbreiten. Der momentan laufende Ausbau der Telekom (s.u.) wird bei zahlreichen Haushalten zu einer deutlichen Verbesserung der Internet-Geschwindigkeit führen. Vodafone wirbt aktuell in vielen Teilen der Stadt für Produkte mit Download-Bandbreiten von "bis zu 1.000 MBit/s", konzentriert sich aber meist auf dichtere Siedlungsgebiete (z.B. Innenstadt, viele Wohngebiete, Kurviertel etc.).
Wo geht es besonders langsam?
Wirklich problematisch ist die Versorgung oft dort, wo sich wenig Kunden pro Fläche finden und zudem lange Glasfaser-Zuführungen nötig wären. Das betrifft vor allem kleinere Weiler und einzelne Höfe - meist im Norden von Bad Tölz. Hier treibt die Stadt den Ausbau voran, und ein Teil konnte bereits abgeschlossen werden. Aber auch im dichter besiedelten Stadtbereich gibt es kleinere Teilgebeite bzw. einzelne Gebäude mit unbefriedigender Internetgeschwindigkeit. Oft können diese Anschlüsse nur durch bauliche Maßnahmen (Hausanschluss oder Inhouse-Technik) mit entsprechenden Kosten für Immobilieneigentümer / Mieter verbessert werden. Förderrechtlich gelten diese Gebäude aber meist als "versorgt", sodass die Stadt hier nicht aktiv werden darf.
Aufstellung eines Multifunktionsgehäuses bei der Südschule. Bis zu diesen Verteilerkästen verlaufen in großen Teilen des Stadtgebietes die Glasfaserleitungen.
Warum sind die Internet-Geschwindigkeiten so unterschiedlich?
Die tatsächlich verfügbaren Bandbreiten hängen nicht nur vom Vertrag ab, den der Kunde mit dem Anbieter abgeschlossen hat. Entscheidend für die Internet-Geschwindigkeit sind auch die verwendete Technologie und die Kabellänge vom Hauptverteiler bzw. vom Verteilerkasten bis zum Kunden. Während Vodafone auf eine Kombination aus Glasfaser und (Fernseh-)Koaxialkabel setzt, kombiniert die Telekom meist klassische Kupfer-Leitungen mit der schnellen Glasfaser-Technik. Aktuell (Stand 2022) aber erschließt insbesondere die Telekom vermehrt mit Glasfaser bis in die Gebäude (FTTH), was zukünftig Gigabit-Bandbreiten ermöglicht.
Was darf eine Stadt in Sachen Internet-Ausbau tun und was nicht?
Städte und Gemeinden dürfen in Deutschland in den streng regulierten Telekommunikationsmarkt nur sehr bedingt eingreifen. Lediglich im Rahmen eines von der EU zugelassenen Verfahrens ist dies - in engen rechtlichen Grenzen - möglich. Der Wettbewerb zwischen den Netzbetreibern gilt für die EU als oberstes Prinzip. Derzeit sind unterschiedliche Schwellenwerte von Bandbreiten definiert. Überall dort, wo mindestens ein Anbieter darüber liegt (oder einen selbst finanzierten Ausbau mit dieser Bandbreite plant), darf die öffentliche Hand überhaupt nicht eingreifen.
Was hat die Stadt Bad Tölz bisher getan?
Die Stadt hat den Ausbau im Gewerbegebiet Farchet und im Ortsteil Ellbach 2014 angestoßen und hierfür das bayerische Breitband-Förderprogramm genutzt. In beiden Ausbaugebieten ist schnelles Internet seit September 2016 für die Kunden verfügbar. Eine Besonderheit stellt dabei der Ausbau im Gewerbegebiet dar, bei dem die Glasfaserleitungen bis in die Gebäude führen (FTTB-Technologie). Hierdurch sind für die Unternehmen dort hohe und zukunftsfähige Bandbreiten im Gigabit-Bereich (>1.000 MBit/s) möglich. Bad Tölz war eine der ersten Städte, die das Förderverfahren für den FTTB-Ausbau genutzt hat.
Im Frühjahr 2021 wurde der Ausbau in weiteren Gebieten abgeschlossen, z.B. Wackersberger Höhe, Kirchbichl / Rain, Ratzenwinkl / Walgerfranz, Moralthof u.a.
Glasfasern verlaufen in so genannten "Speedpipes" (=Mikro-Leerrohre). Gegenüber den Kupferleitungen ermöglicht die Glasfaser deutlich schnellere Bandbreiten. Bei Baumaßnahmen geht die Stadt "in Vorleistung" und verlegt Speedpipe-Strukturen gleich mit. In diese können dann später die Fasern vom Netzbetreiber eingeblasen werden.
Wie geht es nun weiter?
Inzwischen hat die Stadt die Netzbetreiber erneut aufgefordert, über ihre Ausbaupläne zu informieren, um die nicht berücksichtigen Gebieten ausschreiben zu können.
... und was war das Ergebnis?
Im Rahmen dieser so genannten "Markterkundung" hat die Telekom angekündigt, die Bandbreite in weiten Teilen der Stadt deutlich zu erhöhen: Im ersten Schritt wurden rund 7.000 Haushalte mit mindestens 50 MBit/s (oft bis 100 oder 250 MBit/s) versorgt. Im zweiten Schritt plant die Telekom für das Jahr 2022, zahlreiche Anschlüsse per Glasfaser direkt ins Gebäude auszubauen.
Parallel hierzu plant auch Vodafone als weiterer Anbieter, seine Netzkapazität deutlich zu erhöhen.
Heißt das, der städtisch initiierte Ausbau ist beendet?
Nein, denn die Markterkundung hat auch ergeben, dass es unterversorgte Gebiete gibt, die aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit von keinem Netzbetreiber in Angriff genommen werden. Das sind vor allem die erwähnten dörflichen Siedlungen bzw. Höfe und Weiler. Auch wenn das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen dort weniger gut ausfällt als z.B. in Ellbach oder im Farchet, hat sich der Stadtrat für diesen Ausbau entschieden und die hierfür nötigen Mittel genehmigt.
Darüber hinaus verlegt die Stadt bei ohnehin stattfindenden Tiefbaumaßnahmen vorsorglich eine komplette Leerrohrstruktur mit, so zum Beispiel im Zuge der Baumaßnahmen im Gries oder an der Bairawieser Straße. Hier können dann im Idealfall die Anwohner von der späteren Übernahme dieser Strukturen durch Netzbetreiber von Gigabit-Bandbreiten profitieren. Zugleich wird damit ein erneutes "Aufreißen" der Straßen vermieden, wie dies in der Vergangenheit leider oft der Fall war.
Was muss ich tun, um schnelles Internet zu bekommen?
Ganz egal, in welchem Ausbaugebiet ein Haushalt liegt: Die Bandbreite steigt in der Regel nicht automatisch. Kunden müssen also aktiv den jeweiligen Anbieter nach der verfügbaren Bandbreite und den sich daraus ergebenden Produkten fragen.