Was ist ein Einzelhandelskonzept?
Ein Einzelhandelskonzept ist Teil der Entwicklungsstrategie einer Stadt. Es basiert auf fundierten Zahlen und Daten und leitet daraus Stärken und Schwächen ab. Das Tölzer Einzelhandelskonzept ist also eine "Positionsbestimmung" der Einkaufsstadt Bad Tölz. Zugleich aber zeigt es Optionen und Leitlinien für die zukünftige Entwicklung der Handelslandschaft. Es bezieht Aspekte der Bauleitplanung, der Ansiedlungspolitik und der Standortvermarktung ein.
Der Tölzer Stadtrat hat dieses Konzept nicht nur erstellen lassen, sondern in seiner Sitzung vom 7.10.2014 mehrheitlich beschlossen. Der Beschluss bezieht sich auf wesentliche strategische Oberziele sowie das Standort- und Sortimentskonzept (die, so genannte "Tölzer Liste").
Ist das nicht ein Eingriff in den Markt?
Ja, definitiv. — Genauso wie jede andere Art der Bauleitplanung. Der Stadtrat nimmt diesen Eingriff aber bewusst in Kauf, da er die positiven Effekte höher gewichtet. Dass Bad Tölz mit der bisher praktizierten Verhinderung großer Einkaufszentren auf der "grünen Wiese" richtig lag, beweist die nach wie vor intakte Innenstadt. Anders als in vielen Orten vergleichbarer Größe gibt es ein breites Spektrum an inhabergeführten und filialisierten Handelsbetrieben und kaum marktbedingte Leerstände in zentralen Lagen.
Ist Bad Tölz wirklich eine attraktive Einkaufsstadt?
Hier macht es Sinn, sich das Urteil der Bürgerinnen und Bürger, der Besucher aus dem Umland und der Touristen genau anzusehen. Insgesamt 500 telefonische Befragungen und 400 Passanteninterviews geben Bad Tölz nämlich ein gutes Zeugnis in Sachen Einkaufsqualität. In Kleinstädten ist das heute keine Selbstverständlichkeit. Am kritischsten beurteilen übrigens die Tölzer selbst ihre Stadt. Positiver urteilen Besucher aus dem Umland sowie Urlauber.
Wo bleibt das Kurviertel?
Nach der Analyse der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) stellt das Tölzer Kurviertel keine klassische Innenstadtlage dar. Diese Auffassung basiert zum einen auf der Dichte des aktuellen Handelsbestands, zum anderen auf der enormen Lauf-Entfernung bis zur östlichen Ausdehnung der Innenstadt. Dennoch wurde auf die städtebaulichen und historisch bedingten Besonderheiten Rücksicht genommen: Mit dem Ergänzungsbereich Kurviertel sind auch hier innenstadtrelevante Sortimente bis zu einer Flächengröße von 150 m² möglich.
Gehören nicht auch der weitere Verlauf von Salzstraße oder Hindenburgstraße zur Innenstadt?
Die Innenstadt-Abgrenzung der GMA orientiert sich vor allem am aktuellen Einzelhandelsbestand. In beiden Fällen lässt die Dichte der Geschäfte sehr stark nach, in der Hindenburgstraße zusätzlich städtebaulich bedingt durch die für Fußgänger relevante Kreuzung (Nockhergasse/Wachterstraße). Zentrale Versorgungsbereiche (d.h. die Innenstadt) sollten möglichst kompakt und durchgängig dicht mit Einzelhandelsbetrieben besetzt sein.
Aufgrund dieser Definition sind Änderungen der Abgrenzung (Verkleinerungen und Ausdehnungen) prinzipiell denkbar — zum einen durch städtebauliche Veränderungen, zum anderen durch den Wandel des Einzelhandelsbesatzes. (Nach ca. 6-8 Jahren sollten daher Einzelhandelskonzepte auch überprüft und ggf. fortgeschrieben werden.)
Was passiert mit den bestehenden Handelsbetrieben, die Innenstadtsortimente im "Außenbereich" verkaufen?
Bereits existierende Betriebe genießen Bestandsschutz und zusätzlich ein gewisses Maß an Entwicklungs- und Erweiterungsmöglichkeiten. Zudem bezieht sich die Innenstadtrelevanz nur auf das "Kernsortiment". In geringem Umfang werden also auch zukünftig Innenstadt-Sortimente außerhalb zu finden sein.