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Ehrung verdienter Bürgerinnen und Bürger Ehrungsveranstaltung am 12. Juli 2022, Rede Bgm. Dr. Mehner
icon.crdate05.06.2023
Sehr geehrte Damen und Herren – Grüß Gott! Ich begrüße Sie alle herzlich hier im Sitzungssaal des Rathauses.
Ehrung verdienter Bürgerinnen und Bürger Ehrungsveranstaltung am 12. Juli 2022, Rede Bgm. Dr. Mehner
Sehr geehrte Damen und Herren – Grüß Gott!
Ich begrüße Sie alle herzlich hier im Sitzungssaal des Rathauses. Neben den anwesenden Mitgliedern des Stadtrates, den Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung und den Vertretern der Presse begrüße ich besonders unsere Ehrengäste
Frau Dostthaler,
Frau Haase und
Herrn Haff
mit ihren Angehörigen.
Wir sind heute zusammengekommen, um Sie für Ihr ehrenamtliches Engagement zu ehren.
Bei uns gehen regelmäßig Vorschläge für unterschiedlichste Ehrungen ein. In der Regel werden Männer und Frauen vorgeschlagen, die in einem Ehrenamt Herausragendes geleistet haben. Manche stehen in diesem Amt ohnehin sehr im Licht der Öffentlichkeit und sind landauf, landab bekannt für ihr Engagement. Viel größer ist aber die Menge derer, die in ihrem Ehrendienst hinter den Kulissen wirken. Die regelmäßig mit anpacken, planen, umsetzen und ihre Zeit und ihr Wissen mit einbringen. Die Arbeiten verrichten, die im ideellen Sinn absolut „unbezahlbar“ sind oder bei gerechter Entlohnung schlicht nicht finanzierbar wären. Ehrenamtliche leisten Dienste, die den Kitt unserer Gesellschaft bedeuten – ohne ihren Einsatz würde uns im wahrsten Wortsinn oft der Wind ganz schön um die Ohren pfeifen, wenn nicht gar vieles auseinanderbrechen, was unser Zusammenleben wertvoll und besonders macht.
Ehrenamt, das sind die großen Leistungen ebenso wie die vielen kleine Helferdienste, ohne die es zum Beispiel im Vereinswesen heute kaum mehr gehen würde. Wer sieht schon die Scharen von Freiwilligen, die
Trikots waschen, regelmäßig im Seniorenheim vorlesen, durch ihre Begleitung einen Schulausflug ermöglichen, Kuchen und Torten backen und diese dann am Wochenende für einen guten Zweck verkaufen, Woche für Woche Lebensmittel an Bedürftige ausgeben, Noten sortieren, Kinder und Jugendliche zu Turnieren, Auftritten oder Wettbewerben begleiten, die sich in Gremien und Verbänden engagieren im Sinne des Umweltschutzes, der sozialen Gerechtigkeit oder politischen Weichenstellungen, die soziale Hilfsdienste leisten oder Rettungseinsätze begleiten und und und.
Diese Liste ist endlos. Ich kann nicht alle ehrenamtlichen Leistungen aufzählen, die von Menschen in Bad Tölz und anderswo vollbracht werden als Unterstützung für Andere und zum Wohle der Allgemeinheit. Ich möchte heute diese Gelegenheit nutzen, allen zu danken, die sich in einem Ehrenamt verdient machen und unserer Stadt auf diese Weise einen „unschätzbaren“ Dienst erweisen. Vergelt`s Gott!
Frau Dostthaler, Frau Haase und Herr Haff, Sie ehren wir heute ganz besonders. Sie haben in ihren Bereichen Herausragendes geleistet, jede und jeder auf sehr besondere Weise. Jeder von ihnen hat die Ehrung in hohem Maße verdient. Dennoch möchte ich diese Ehrungen durch die Stadt Bad Tölz als Beispiele verstanden wissen: Indem wir heute diese drei Personen gesondert ehren, bedanken wir uns bei allen, die sich ehrenamtlich in Bad Tölz für unsere Stadt und die Menschen hier einsetzen.
Der Stadtrat hat entschieden, Ihnen dreien jeweils die Tölzer Verdienstmedaille zu verleihen.
Die Tölzer Verdienstmedaille wird verliehen an Menschen, die sich um die Stadt in besonderer Weise bemüht haben „in Würdigung und Anerkennung ihrer Verdienste“. Vorschlagsberechtigt sind wir alle, also alle Tölzerinnen und Tölzer, Vereine und Gruppierungen von hier sowie die Mitglieder des Stadtrates und die Bürgermeister. Dass wir mir Ihnen die richtigen Ehren, darüber bestand im Stadtrat große Einigkeit.
Ich darf nun die Ehrungen vornehmen.
Ingrid Dostthaler, Bad Tölz
Begründung:
Ingrid Dostthaler betreut und organisiert als Nachfolgerin von Frau Seefelder schon über ein Jahrzehnt zur Leonhardifahrt die Stadtwägen mit der Alttölzer Tracht.
Sie bemüht sich ab den Osterferien jedes Jahr um die Wagenbesetzung, es ist eine umfangreiche Organisation, da zirka 70 Teilnehmerinnen gefunden werden müssen.
Sie hilft bei der Beratung der Tracht, sucht Schneiderinnen, die das Nähen der Tracht beherrschen und bemüht sich, Friseure für die Kronen- und Grandlfrisuren zu finden. Dabei ist sie in engem Austausch mit Firmen und Kleinunternehmern, die in Kurse die Herstellung von Kronen und Grandl vermitteln oder spezielle Materialen zum Nähen der Tracht führen.
Auch kümmert sich Ingrid Dostthaler am Bauhof darum, dass das Schmücken der Leonhardiwägen fach- und vor allem termingerecht geschieht.
Nach der Wagenlosung informiert sie wieder alle Teilnehmerinnen oder deren Eltern über die Wagennummern. Sie ist bis zur letzten Minute erreichbar und muss für eventuelle Erkrankungen noch auf die Schnelle Ersatz finden, damit auf den Wägen keine Lücken entstehen. Sie achtet und kontrolliert vor Ort, ob die Mädchen und Frauen ordentlich nach Größe und Alter sitzen und aussehen.
Kurz: Ingrid Dostthaler setzt sich in außerordentlicher Form für die Tölzer Leonhardifahrt und den Fortbestand dieses Immateriellen Kulturerbes ein.
In Würdigung und Anerkennung ihrer Verdienste hat der Stadtrat der Stadt Bad Tölz beschlossen, Frau Ingrid Dostthaler die Tölzer Verdienstmedaille zu verleihen.
Frau Dostthaler, ich gratuliere Ihnen!
Waltraud Haase, Bad Tölz-Wackersberg
Begründung:
„Wir schaffen das“ – das war für viele nur eine Floskel. Für manche positiv, für andere negativ. Frau Waltraud Haase hat das 2015 aber nicht als Floskel aufgefasst, sondern als Aufforderung. Sie hatte den eigenen Anspruch, durch Deutschunterricht Flüchtlinge in unsere Gesellschaft zu integrieren. Schnell stellte sie fest, dass sich im Unterricht Menschen ganz unterschiedlichen Bildungsstandes – von Akademikern bis zu Analphabeten – fanden. Also begann Waltraud Haase, Mathematikerin und Computerexpertin, zu recherchieren. Und fand hervorragende Lernangebote im Internet. Sie fasste die bestehenden Angebote zusammen und vernetzte sie auf einer eigenen Plattform. Die Stadt unterstütze ihr Engagement aktiv mit der Einrichtung eines Computerraums und der Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten, zuletzt in WeltRaum im Badeteil. Der Freistaat und die Kommunen steuerten finanzielle Unterstützung bei. Damit war der Verein Asylplus geboren, dessen Vorsitzende Waltraud Haase lange Zeit war.
Ihr „Tölzer Modell“ dieser besonderen Lernvermittlung verbreitete sich in der Folge rasend schnell. Zuerst richteten andere bayerische Landkreise Computerzentren ein, dann begannen auch in anderen Bundesländern Nutzergruppen, die Asylplus-Lernplattform zu nutzen.
Darauf hat sie sich nie ausgeruht: Frau Haase war in ihrer aktiven Zeit stets als Ansprechpartnerin für Flüchtlinge präsent. Wichtig war ihr vor allem, den Angekommenen Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten sowie ihnen eine berufliche Perspektive zu schaffen. Entscheidend war dafür ihr Talent, Netzwerke zu knüpfen – hinweg über Altersstufen, kulturelle Grenzen, Hierarchien und auch weit über den Landkreis hinaus.
Inzwischen ist es ruhiger geworden um „Oma Haase“, wie Waltraud Haase als Zeichen äußerster Wertschätzung von vielen Flüchtlingen und Asylbewerbern genannt wird. Das von ihr Geschaffene ist allerdings weiterhin im Einsatz – zeitgemäß heute in Form der App „Integreat“. Dies ist eine multi-linguale App, die zugewanderten Menschen die wichtigsten Angebote und Anlaufstellen einer Gemeinde unkompliziert zur Verfügung stellt. Inzwischen ist diese App in über 80 Städten und Landkreisen im Einsatz. Sprachbarrieren werden so abgebaut und die grundlegende Informationsversorgung migrantischer Zielgruppen ermöglicht. Auch hier wieder: Hilfe zur Selbsthilfe, initiiert von Waltraud Haase.
In Würdigung und Anerkennung ihrer Verdienste hat der Stadtrat der Stadt Bad Tölz beschlossen, Frau Waltraud Haase die Tölzer Verdienstmedaille zu verleihen.
Frau Haase, ich gratuliere Ihnen!
Manfred Haff, Bad Tölz
Begründung:
Manfred Haff war 28 Jahre (Januar 1991 – Januar 2020) Vorstand des Bezirksfischereivereins Bad Tölz e.V. und setzte sich in dieser Zeit besonders für die Belange des Vereins und des Naturschutzes im Allgemeinen ein. Heute ist Manfred Haff Ehrenvorstand des Vereins.
Sein Anliegen war stets die Arterhaltung seltener Fischarten sowie der Schutz, beziehungsweise die Wiederherstellung eines durchgängigen Lebensraums „Isar“ in seiner Heimat.
In die Zeit seiner Vorstandschaft fielen viele prägende Ereignisse, an
denen Herr Haff mit großem Engagement federführend Anteil hatte:
1995: Bau der ersten Fischaufstiegshilfe an der Geschiebesperre in Vorderriß. Einsatz für das Projekt auch über seine Tätigkeit im Verein „Rettet die Isar“
2005: Eröffnung der Fischaufstiegshilfe am Tölzer Isarkraftwerk. Herr Haff hat mit der Vorstandschaft des Vereins dieses Projekt von der Idee bis zur Fertigstellung mit großem Einsatz begleitet und war Mitinitiator.
In seiner Amtszeit führte er eine Jugendgruppe ein und öffnete den Verein für Frauen. Seit Jahren gibt es nun auch aktive Fischerinnen im Verein.
Manfred Haff setzte sich außerdem leidenschaftlich für die Renaturierung der Isar ein, hielt dauerhaft und unermüdlich den Dialog über die kontrovers diskutierte Geschiebeeinbringung in die Isar am Leben und verstand es, mit allen Beteiligten auf einer sachlichen Ebenen für eine Verbesserung des Lebensraums Isar zu diskutieren und diesen auch nachhaltig zu verbessern. Bei all diesen Aufgaben nutzte und pflegte er seine guten Beziehungen zu Fachleuten aus vielen Bereichen der ökologischen und nachhaltigen Fisch- und Wasserwirtschaft.
Die Mitglieder des Vereins sensibilisierte er für die wichtigen Themen, welche außer der reinen Fischerei wichtig sind, um Gewässer als wertvolle Habitate zu erhalten.
Als Vorstand war er ein geschätzter, erfahrener und qualifizierter Lenker des Vereins, der weit über die Grenzen der eigentlichen Vereinsarbeit hinaus viel Positives für das Ökosystem Isar und dessen Erhalt und Erneuerung bewegt hat.
In Würdigung und Anerkennung seiner Verdienste hat der Stadtrat der Stadt Bad Tölz beschlossen, Herrn Manfred Haff die Tölzer Verdienstmedaille zu verleihen.
Herr Haff, ich gratuliere Ihnen!